In der aktuelle Ausgabe der Thüringer Allgemeine gab der der neue Vorsitzende des KFA Erfurt-Sömmerda, Uwe Schiebold, ein Interview über die Auswirkungen der Corona-Krise.
"Saison wäre eigentlich nicht wertbar"
Interview mit Uwe Schiebold, dem neuen Vorsitzenden des Kreisfußballausschusses Erfurt-Sömmerda, über die Auswirkungen der Corona-Krise.
Auch im Fußballkreis Erfurt-Sömmerda ruht ab sofort der Ball. Das Coronavirus hat Deutschland im Griff. Der Kreisfußballausschuss (KFA) Erfurt-Sömmerda folgte der Empfehlung des Thüringer Fußball-Verbandes und setzte den Spielbetrieb vorerst bis zum 31. März aus. Über die Entscheidung, ihre Folgen, Rückmeldungen, Lösungsansätze und einen Corona-Verdachtsfall in einem Erfurter Verein sprachen wir mit dem neuen KFA-Vorsitzenden Uwe Schiebold.
Sie sind gerade mal seit zwei Wochen KFA-Vorsitzender und müssen gleich die wohl größte Herausforderung der vergangenen Jahre meistern. Den Start haben Sie sich sicher einfacher vorgestellt.
Ich wusste, dass in dem neuen Amt ohnehin viel Arbeit auf mich zukommt. Das Coronavirus war bekannt, in dem Maße, wie es uns jetzt trifft, haben wir es natürlich nicht erwartet und ist es eine große Herausforderung für alle.
Der KFA Erfurt-Sömmerda folgte der Empfehlung des Landesverbandes, den Spielbetrieb vorerst bis zum 31. März auszusetzen. Beschreiben Sie kurz, wie diese Entscheidung am Donnerstagabend zustande kam.
Per Mail kam die Empfehlung vom TFV, der uns die Entscheidung offen ließ. Im Laufe des Tages erfuhr ich, dass es in einem Erfurter Fußballverein einen ersten Corona-Verdachtsfall gab. Wir überlegten, nur den Verein aus dem Spielbetrieb zu nehmen. Das haben wir schnell wieder verworfen. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel empfahl, auf soziale Kontakte zu verzichten, haben wir uns nach Rücksprache mit zwei anderen KFA’s schließlich entschieden, den Spielbetrieb auch bei uns ruhen zu lassen.
Gab es Rückmeldungen dazu?
Bei Facebook haben es schon einige kritisch kommentiert. Andere haben es begrüßt und konsequenterweise auch gleich den Trainingsbetrieb eingestellt.
Verstehen Sie den Frust vieler Fußball- und Sportfans oder sagen Sie: Die Gesundheit geht vor?
Die Gesundheit aller, der Kinder auf dem Spielfeld, der Eltern und Trainer am Rand, ist gefährdet. Die Aussetzung des Spielbetriebs war notwendig und richtig.
Wie geht es mit dem Spielbetrieb weiter, wenn – was wahrscheinlich ist – die Corona-Krise Ende März noch Bestand oder sich sogar weiter verschlimmert hat?
Wir müssen gemeinschaftlich überlegen, wie es weitergeht. Aktuell gibt es noch genügend Nachholtermine, auch wenn es eng ist und für alle eine Mehrbelastung. Der nächste Schritt wäre eine Verlängerung der Saison über den Juni hinaus bis zum Beginn der Sommerferien. Und falls sich Corona noch länger hinzieht, muss die Saison abgesagt werden, auch wenn das ein harter Schritt ist und wir die Entwicklung erst noch abwarten müssen.
Welche Lösung bezüglich Auf- und Abstiegen wäre bei einem Abbruch der Saison die wahrscheinlichste, aus Ihrer Sicht fairste?
Das ist hypothetisch, darüber möchte ich noch gar nicht nachdenken. Aber aus meiner Sicht wäre eine Saison, die nicht zu Ende gespielt wurde, eigentlich nicht wertbar. Die Hinrundentabelle als Maßstab wäre vielleicht eine Option.
Wie kam es eigentlich, dass Sie vor zwei Wochen die Nachfolge von Jens Schenk als KFA-Vorsitzender angetreten haben?
Jens Schenk hat sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Vor acht Monaten wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, zu kandidieren – jedoch als Stellvertreter. Als der eigentlich vorgesehene neue Vorsitzende im Januar seine Kandidatur zurückzog, bin ich nach Abstimmung mit meiner Frau angetreten. Da ich zuvor vier Jahre Vereinspräsident und dann Nachwuchsleiter des FC Union Erfurt war, kenne ich die Anliegen der Vereine und die Gepflogenheiten im Erfurter Sport gut.
Welche Ziele wollen Sie mit dem KFA erreichen, wenn die Corona-Krise überstanden ist?
Das Wichtigste ist, dass der Spielbetrieb weitergeht. Ein wichtiger Punkt ist die Gewinnung neuer Schiedsrichter. Das geht aber nur, wenn ihnen, wie auch ausländischen Spielern, mehr Respekt entgegengebracht wird. Übergriffe und rassistische Anfeindungen müssen tabu sein, es müssen Fairness und Achtung herrschen. Ein weiteres Thema, das mir am Herzen liegt, ist das Ehrenamt. Das wird staatlich viel zu wenig gefördert. Da brauchen die Verbände und Vereine, wo so viele Ehrenamtler arbeiten, mehr Unterstützung von Bund, Land und Kommune. Gerade, weil vieles im Spielbetrieb in Zukunft teurer wird.
Hier geht es zum Artikel auf der Webseite der Thüringer Allgemeinen.
Quelle: Thüringer Allgemeine