Auch in diesem Jahr steht für vier Thüringer die Aufnahme in den "DFB-Club der 100" bevor. Es sind in alphabetischer Reihenfolge: Steven Baumgart (SV 1916 Großrudestedt), Jens Leutbecher (SG Lauscha/Neuhaus), Rainer Müller (SV Blau-Weiß Niederpöllnitz) und Nico Trautwein (SV Dolmar Kühndorf).
Wir wollen die Ehrenamtler, die auf Vorschlag ihrer Kreis-Fußballausschüsse (KFA) und nach Abstimmung im Präsidium des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) für den "DFB-Club der 100" auserkoren wurden, vor der Auszeichungsveranstaltung in Thüringen vorstellen. Jens und Nico haben wir bereits präsentiert. Heute nun die "Nummer 3":
Heute: Steven Baumgart (SV 1916 Großrudestedt)
Wenn Steven Baumgart, vor noch nicht mal zwei Wochen zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt, seiner Familie offeriert, dass er mal kurz ins Vereinsheim müsse, dann wissen seine Frau und die beiden Kinder (18 und 13), dass das durchaus etwas länger dauern könnte. Schließlich ist der Ehemann und Vater ein ganz wichtiger Mann beim SV 1916 Großrudestedt. Und der wird im Zentrum des Vereins schon mal mit dem einen oder anderen Problem und Fragen konfrontiert.
Das ist er gewöhnt, denn auch auf Arbeit hat er ebenfalls eine wichtige Funktion inne. Hier ist er bei Fujitsu in Sömmerda, einem der führenden japanischen IT-Anbieter am Standort in Thüringen, der Verantwortliche für Ersatzteillogistik.
Zum Fußball hat der heute 48-Jährige schon mit vier, fünf Jahren gefunden. Besuche im Steigerwaldstadion mit dem Vater gehörten zum "Pflichtprogramm". Doch die aktive Karriere endete bereits mit 13 Jahren, denn eine hartnäckige Verletzung ließ kein weiteres Fußballspielen zu.
2010 erfolgte dann der Umzug des gebürtigen Erfurters aufs Dorf nach Großrudestedt (knapp 2.000 Einwohner), wo sich der Sohn bei den Bambinis des SV 1916 Großrudestedt anmeldete. Natürlich war der Vater dabei und wurde mit Aufgaben bedacht. Zunächst als Übungs- und dann später Nachwuchsleiter. Vor knapp drei Jahren erfolgte dann die Wahl zum Abteilungsleiter Fußball. Denn der SV 1916 ist ein Mehrspartenverein mit Fußball, Bogenschießen, Tischtennis, Volleyball, Gymnastik und Line Dance. „Wir sind ein Dorfverein mit immerhin ungefähr 400 Mitgliedern. Die Fußballer nehmen mit nicht ganz 290 Mitgliedern den größten Anteil ein. Wir haben zehn Teams, sind im Nachwuchs mit knapp 150 Kindern bis auf die A-Junioren sehr gut aufgestellt und spielen auch mit einer Ü35. Zudem gibt es neun aktive Schiedsrichter", nennt unser Gesprächspartner wichtige Zahlen.
Interessant, wie man die Zahl der Unparteiischen erhöht hat. Der Tipp kam von Daniel Bartnitzki, Schiedsrichterobmann im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Erfurt-Sömmerda und der ranghöchste Referee im TFV. Der schlug vor, die Trainingszeiten im Nachwuchs auf dem Platz ein wenig zu verkürzen und gut 20 Minuten für die Vorstellung des Ehrenamtes Schiedsrichter zu nutzen. Die Idee hatte Erfolg und es scheint so, dass die Großrudestedter auf absehbare Zeit keine Probleme im Schiri-Soll hätten.
Natürlich gilt die Aufmerksamkeit der Vereinsführung um Steven Baumgart der 1. Mannschaft. Die spielt in der Kreisoberliga und ist nach dem klaren 4:1 beim Tabellenführer Borntal Erfurt am letzten Wochenende gut mit dabei, wenn die Aufstiegsfrage geklärt wird. Schon jetzt fiebert man in Großrudestedt dem möglichen Pokalhalbfinale gegen Grün-Weiß Erfurt entgegen. Froh ist der SV, dass die meisten Akteure die eigenen Nachwuchsspielkassen durchlaufen haben und das Team recht jung ist. Die Zweite hat ihr sportliches Zuhause in der Kreisliga.
Dass sich Steven Baumgart so im Ehrenamt engagiert, hängt auch mit dem Leitbild des Vereins zusammen. "Wichtig sind uns und mir das Miteinander und die gemeinsamen Erlebnisse auch außerhalb des Platzes. Oft entstehen, gerade bei jungen Leuten, Freundschaften, die den Fußball weit überdauern", nennt er seine Beweggründe und Motive.
Deshalb treiben Baumgart auch Fragen nach dem Verein in der Zukunft, der Organisations- und Infrastruktur und dem Gewinnen von jungen Menschen für den Sport und den Verein um. Aufgaben gibt es genug. So der Bau eines neuen Platzes für das Training und den Winter sowie der Installation eines Mähroboters.
Beim SV 1916 Großrudestedt ist man auch über das Ereichte stolz. Zu nennen sind die Einrichtung des Flutlichts, die Rasenbewässerung, der Bau der Tribüne oder die Platzerneuerung. Auch der Kontakt zur Grundschule am Ort passt und sorgt für Kinder im Verein. Richtig gut ist die Aktion "Stickeralbum", die schon Jens Leutbecher (siehe unser Beitrag) in Lauscha initiiert hatte, gelaufen. Eine nachahmenswerte Idee! Es sind alles Projekte, die mit den Namen des neuen Mitglieds im "DFB-Club der 100" verbunden sind.
Stolz ist man auf das "Gütesiegel des TFV" – dieses Projekt sollte der TFV ruhig weiterführen, meint Baumgart - und die Auszeichnung „Aktivster Nachwuchsverein" im Fußballkreis. Beim TFV fühlen sich Baumgart und sein Verein gut aufgehoben. Es gebe vom Verband viele Anregungen, Angebote und Hilfen und die müsse man, so der Vereinschef, nur nutzen. So regte der TFV zum Beispiel an, bei der Suche nach einem Sportlichen Leiter und Abteilungsleiter – zwei vakante Stellen – doch einfach mal eine Stellenausschreibung auf den Weg zu bringen.
Am letzten Freitag, als sich der TFV-Pressesprecher mit Steve Baumgart beim "Italiener" auf dem Anger traf, wusste die Familie, dass es diesmal wirklich länger dauern würde. Danke dem Porträtierten, dass er sogar einen Urlaubstag für das interessante Gespräch geopfert hat…
Wird fortgesetzt
Die vier Ehrenamtler aus Thüringen werden bei einer Festveranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Fußballmuseum Dortmund am 26./27.April in diesen illustren Club aufgenommen. Dazu und auch zur gemeinsamen Veranstaltung mit den besten Ehrenamtlichen 2023 des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) vom 7. bis 9. Juni in Eisenach sind natürlich die Partnerinnen eingeladen. Zudem hat auch der Verein von der Auszeichnung etwas, denn er bekommt Minitore und ein Ballpaket.
Quelle: tfv-erfurt.de