Daniel hat acht Jahre Fußball gespielt, bevor er zur Pfeife griff. Wobei sich Fußballspielen und Pfeifen nicht ausschließen müssen. Darauf nehmen die "Ansetzer" Rücksicht. Während des Spiels sind Gelassenheit, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit gefragt, schnell Entscheidungen zu treffen. Eigenschaften, die Jugendliche in der Schule und im Beruf weiterbringen können. Gerade als junge Menschen und dazu noch als Frau, kämpfen die Teenager mit Vorurteilen. Vor allem Spieler, die die Väter der drei sein könnten, loten gern die Grenzen aus. "Man muss auch mal mit Humor reagieren", sagt Ester. Und Sebastian ergänzt: "Und auch mal weghören!" Sie gehen mit Kritik um, haben sich Respekt verschafft und gelernt, ihre Leistung einzuschätzen. In der Regel leiten Schiedsrichter ein bis drei Spiele am Wochenende. "Alles eine Frage des Zeitmanagements", meint Daniel, "zumal Schule und Familie vorgehen." Mitunter sind ihre Freunde enttäuscht, wenn es die drei am Wochenende zum Fußballplatz statt ins Schwimmbad zieht. Für die jungen Schiris überwiegen die Vorteile: 15 Euro bekommt ein Schiedsrichter mindestens pro Spiel - ein gutes Taschengeld für Schüler und Studenten. Vor allem talentierten jungen Schiedsrichtern steht der Weg in höhere Ligen offen. Doch es geht nicht nur um die Aufwandsentschädigung. Der Freundes- und Bekanntenkreis der Nachwuchsschiedsrichter ist vielfältiger geworden: Studierte und Schüler, Prokuristen und Arbeitslose, Zugewanderte und Alteingesessene.
In den ersten Spielen wurden sie von erfahrenen Schiedsrichtern begleitet. Sie gaben Tipps und halfen bei den Formularen. Erfahrene Referees gibt es in Erfurt und Sömmerda einige. Bekannte Unparteiische wie Adolf Prokop (zweimal WM-Schiedsrichter), Günter Habermann (früherer FIFA-Schiedsrichter), Swen Eichler (aktueller FIFA-Schiedsrichter Futsal) gingen aus der Region hervor. Und dann sind da noch die Eltern und Zuschauer am Spielfeldrand. Wie gehen die Jungschiedsrichter mit Stress, Emotionen und Druck von außen um? "Manchmal braucht man schon eine dicke Haut, aber das härtet ab", meint Daniel, "trotz allem macht es viel Spaß, Man sollte es einfach ausprobieren!"